Gong

Mein Gong

Zu meinem Geburtstag hab ich vom Pinklmann einen Gong bekommen. Nicht einen kleinen. Nicht einen mittleren. Nein, einen richtig großen Gong. Mit knappen 90 cm Durchmesser. In einem selbstgebauten Gestell hängend. Wow … ein Lebensgeschenk hab ich da bekommen. Etwas, das einfach zu mir gehört. Ein Leben lang. So, wie der Pinklmann, hoff ich halt 😉

Wohin damit?

Weil das Ding so groß war, ist es eine Zeit in der „alten Praxis“ im Keller in Pinklhausen gestanden. Es war mir irgendwie zu sperrig fürs Raufführen ins Institut. Also bin ich immer wieder hinuntergegangen und hab den Gong in Schwingung gebracht. Wuuuuuuummmmmm … ein satter, tiefer Ton. Voll schön. Den Klang hört man durchs ganze Haus. Wuuuuummmmm … strahlt Ruhe aus. Lässt mich innehalten. Ruhig werden.

Ein neuer Platz muss her!

Für meinen Kadaver wäre der Kellerplatz ja ein feiner gewesen – wegen des Gehens und Stiegensteigen wär’s – aber der Gong ist so schön, dass ich ihn irgendwo anders im Haus wollte. Also sind wir suchen gegangen. Und … haben keinen Platz gefunden. Obwohl wir ein so großes Haus haben. Das gibt es doch nicht, oder?!? Und schließlich haben wir hingefunden. Einen perfekten Platz. Einen absolut genialen Platz. … eigentlich einen unmöglichen Platz… oder doch nicht?!

Im Stiegenhaus

In den ersten Stock kommt man bei uns über 10 Stufen hinauf, dann ist ein Podest von ca. eineinhalb Quadratmeter und dann sind es nochmals 7 Stufen. Und genau auf dieses Podest haben wir den Gong gestellt. Zwischen Erdgeschoss und 1.Stock. Er ist die Verbindung. Er ist die Erinnerung. Noch nicht oben und auch noch nicht unten zu sein. Er ist eine Bremse in unserem Alltag. Er erinnert uns zwischendurch innezuhalten. Das Leben nicht zu vergessen.

Den Gong anschlagen

In den ersten Tagen haben wir nur hin und wieder den Gong angeschlagen, weil sich unsere beiden Pinklhundedamen so gefürchtet haben. Die sind beinahe die Stiegen rauf- und wieder runtergefallen, wenn der Gong ertönt ist. Also waren wir sehr vorsichtig. Doch mittlerweile ist es so, dass wir ihn immer öfter anschlagen und die Schwingungen in uns spüren. Dem Klang lauschen. Aber – ganz ehrlich – nicht bis zum Schluss stehenbleiben und es aushalten. Das Warten. Bis der Ton aus ist. Das hat mir dann doch zu lange gedauert…

Meine neue Achtsamkeitsübung

Seit mehreren Tagen gehe ich die Stufen bis zum Gong. Dann bleib ich stehen. Schaue ihn an. Leg den Fokus auf den Atem. Nehme den Schlegel. Spüre ihn. Manchmal mehr, manchmal weniger. Ich gestehe! Visiere mit Ruhe die Mitte meines Lebensklanggebers an. Hole aus. Treffe die Mitte. Halte den Schlegel in der Hand. Schließe die Augen. Spüre. Atme. Versuche den Affen in meinem Kopf in die Ruhe zu schicken. Warte … warte … warte immer noch … bis der Klang verebbt ist. Lege den Schlegel ganz sorgsam auf den Rahmen zurück. Schenke mir ein Lächeln und gehe weiter.

Nein, diese Übung mache ich nicht jedes Mal, wenn ich am Gong vorbeigehe. Aber in der Früh und am Abend. Da auf jeden Fall!

Bildquelle: privat