Danke


05.09.2022 / Claudia Pinkl /

Es freut mich, dass Sie sich bei mir bedanken! Wirklich. Ich mache es gerne. Plaudere auch gerne ein paar Worte mit Ihrem Vater. Ja, ich freue mich, für Sie und Ihre Familie da zu sein. Ich weiß wie das ist, wenn man vergisst. Wie das ist mit älteren Menschen…

Chapeau!

Ich bin selbst eine Zeit lang „Essen auf Rädern“ gefahren. Damals, als ich politisch noch aktiv war. Auch wenn ich nur sporadisch einen Dienst versehen habe, so war es wirklich immer sehr berührend. Anklopfen. Laut grüßen, damit man wirklich gehört wird. Das Essen liefern. Ein paar Worte plaudern. Schreiend plaudern, weil das Hörgerät nicht eingeschaltet ist. Das Menü erklären. Vielleicht es auch direkt auf den Teller geben (wenn ich mutig war, weil man nicht zu viel Zeit verlieren darf, denn sonst kippt der Lieferplan). Noch ein nettes Wort am Weg und das Versprechen abgeben, dass man mal vorbeikommt zum Plaudern. Obwohl man weiß, dass man dieses Versprechen nicht einhalten wird…

Ach, was bin ich froh, dass Astrid heute wieder ein Menü mit einem Lächeln im Gesicht liefert. Danke!

Merci!

Ob es diese T-Shrits wohl nochmals gibt? Und auch diese Jogginghose? In diesem Blauton. Ja, bitte wenn möglich in derselben Ausführung. Ja, bitte ohne Bündchen. Das Anziehen geht nicht mehr so leicht. Ein Bündchen am Hosenende wäre da störend.

Karin lächelt auf der anderen Seite des Tresens. Schnell entschwindet sie ins Lager und kommt mit einem Doppelstrahler zurück in den Verkaufsraum. „Schau, in der gewünschten Größe und Farbe. Eine zweite solche Hose bestelle ich gleich für dich.“ Die Karin vom Palmers, die ist ein Schatz, denke ich. Und dann sage ich es ihr auch. Weil es so vieles erleichtert, wenn ich die Leiberl und die Hosen für Papa einfach austauschen kann. Sie auf die Garderobe hänge. Dorthin, wo die anderen Leiberl auch gehangen sind. Ohne, dass ich da lange herumreden muss. Ach, wie schön.

Danke dir!

Und dann geht’s weiter beim Prokopp. Dort zische ich hinein, weil ich Nervennahrung brauche. Eine der vielen offenherzigen, liebevollen Prokopp-Damen ist da. Sie fragt, wie es mir geht. Erahnt es eh. Nein, sie weiß es. Sieht, dass es gerade viel ist. Erkennt es an meinem Gesicht. Und wir plaudern kurz. Über das Begleiten meiner Eltern. Plaudern über das Blogschreiben. Darüber, dass es mir gut tut. Wenn es niedergeschrieben ist. Dass es mir neue Kraft gibt. Wenn ich nochmals zusammenfasse, was passiert ist und was mich bewegt. Dass ich anderen Menschen Mut machen will. Wenn sie in ähnlichen Situationen sind. Oder waren.

Dann erfahre ich, dass auch sie die Blogs liest. Wie viele andere auch. Dass sie sich aus den Blogs was mitnehmen kann. Ich schnaufe. So richtig tief. Ein richtig tiefer Dankbarkeitsschnaufer verlässt mein Herz. Halleluja! Ja, dann ist es gut. Dann ist alles gut. Alles – was auch immer es gerade ist.

Thank you for being!

Da kommen mir wieder die Nachrichten in den Sinn. Die mir geschickt werden. Von Menschen, die auch irgendwann loslassen mussten. In den unterschiedlichsten Lebenssituationen waren. Zu Zeiten, als es nicht gerade passend erschien. Hmmmm – ob das Gehen, das Sterben, das Vergessen, das Sich-langsam-Verabschieden irgendwann passend ist?! Nein. Es ist nie passend. Vielleicht stimmig. Aber niemals passend.

Ich gehe in mich. Fühle nach. Spüre nach. Merke, dass ich müde bin. Spüre, dass die Spannung in meinen Schultern ziemlich intensiv ist. Erkenne, dass da ein Knödel im Hals sitzt. Dass sich eine leise Erschöpfungsträne den Weg über meine Wange sucht.

Müde. Gefordert. Nicht überfordert, aber gefordert. Traurig. Vielleicht sogar ein wenig mutlos. (Wenn ich in diesem Moment ehrlich bin.) Ich atme. Schüttle mich durch. Setze meine unsichtbare Krone auf. Schenke mir und der Welt ein Lächeln. Und bemerke, dass ich in Wahrheit dankbar bin. Für genau solche Momente des Erkennens. Für die Zeit. Meine Möglichkeiten. Die Menschen. Begebenheiten. Zutiefst dankbar für den Spaziergänger, der ein wunderbarer Sohn und Enkelsohn ist und der Struktur in den Prozess bringt. Berührt dankbar für den Schmetterling, der da ist und sich mit viel Empathie und Geduld einbringt. Innerlich dankbar für den Musikmacher, der mich einfach nur hält und mir dadurch Halt gibt.

Und für die vielen leisen und lauten Resonanzen und raumhaltenden Menschen… Thank you so much for being!



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