Filter der Lebenserfahrung


03.04.2020 / Claudia Pinkl /

Masken tragen

Wenn wir einkaufen gehen, tragen wir mittlerweile Masken. Masken, die uns und andere schützen. Masken, die wir nicht gewohnt sind. Die befremdlich auf uns wirken. Die uns wieder ein Stück mehr  in unserer Freiheit einschränken. Die – versuchen wir uns an diesen Gedanken zu gewöhnen – eine Zeit lang zu unserem Alltag gehören werden. Die auch Stress auslösen können. Weil sie eben noch so ungewohnt sind.

wirkt komisch

Zugegeben, es wirkt komisch. Immer noch. Es fühlt sich auch eigenwillig an. Erinnert an den Zahnarzt. Und an den OP-Saal. Erinnerungen kommen hoch … der Moment kurz bevor die Narkose ihre Wirkung tut … Wenn das OP-Team fragt: „Spüren Sie Ihr Bein noch?“ Und ich muss gestehen, da finde ich mich ganz schnell im Stressmodus wieder. Tu mir im ersten Moment schwer zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Zwischen dem, was ist, und dem, was mir mein Affe Husch an bereits erlebten Bildern vorspielt. Wieder vorlegt. Mich unruhig werden lässt. Weil durch meinen Filter Bewertungen erzeugt werden.

Der Filter der Lebenserfahrung

Ja, es ist der Filter der Lebenserfahrung, der eine Bewertung der Situation auslöst. Die Hauptfrage ist dabei  immer: Bedroht es mich? Und wir reagieren entsprechend unserer Erlebnisse. Denn zwischen dem Stressauslöser (Maske) und der Reaktion (Fluchtmodus, Kampfmodus, Totstellmodus) passiert eine innere Wertung. So was in der Art wie: Verdammt – das überlebe ich nicht! Gar nicht gut – ich halt das nur schwer aus! Juhu – endlich werde ich von meinem Schmerz befreit. Oder völlig neutral: Aha – jetzt setzt die Narkose ein. …um bei dem Beispiel von oben zu bleiben…

fragt nach Ressourcen

Wenn ich mit einem klaren JA die Situation als Bedrohung bewerte, dann müsste ich mir augenblicklich Fragen wie diese stellen: Habe ich Ressourcen damit umzugehen? Wie kann ich den negativen Stress reduzieren, um mit der Situation (Maske) umgehen zu lernen? Ist es tatsächlich eine Bedrohung oder wird meinem Gehirn aufgrund meines Filters der Lebenserfahrung nur einen bekannte Szene vorgespielt und es glaubt, das ist die Wahrheit? Woran erkenne ich, dass es mir Stress bereitet?

und hofft auf Unterstützung

Die Unterstützung kann man sich selbst geben. Indem man als Ressource die Metaebene einnimmt. Indem man benennt, was ist. Es externalisiert. Es nach außen verlagert. Das Problem … den Stressauslöser … und es versucht von außen zu sehen. Ohne Wertung. Nicht leicht. Ganz klar. Aber das wäre eine Möglichkeit in die Ressource zu kommen.

Vorbilder helfen immer

Und dann kommt mir wieder Viktor Frankl in den Sinn, der zum Ausdruck gebracht hat, dass selbst dann, wenn einem alles an Hab und Gut, Angehörige und selbst die Körperbehaarung genommen wurde, als einzige Freiheit die innere Haltung bleibt.

Ja, es ist die innere Haltung, die uns durch die herausfordernde Zeit trägt. Es ist die innere Haltung, die uns die Maske tragen lässt. Es ist die innere Haltung, die uns innerlich über uns selbst hinauswachsen lässt.

„Gerade eine außergewöhnlich schwierige äußere Situation gibt dem Menschen Gelegenheit, innerlich über sich selbst hinauszuwachsen.“

Viktor Frankl

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/licht-kunst-malerei-safe-3957982/

 



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