Ja sagen


Es zu Ende bringen

Das Jahr 2020 setzt seine letzten Schritte. 29 … 30 … 31 … dann ist auch dieses Jahr ein geschlossenes Kapitel mehr im Lebensbuch von uns allen.

Geschlossen

Nachdem ja alles geschlossen hat und ich seit vielen Jahren keine Schifahrerin bin – undesausprinzipheuerschongarnichtwäre – hab ich den Tag mit mir verbracht. Achtsam gehend. Schritt für Schritt. Bin das alte Jahr nochmals abgegangen. In einer ganz besonderen Zeremonie. Hab vielem in mir die Möglichkeit gegeben, sich zu verabschieden. Hab mein Jahr 2020 quasi abgeschlossen und sogar eine Weihnachtskugel am Weg abgeschlossen. Klirrrrrquietschkreischojeeeeeauchok. Staubsauger geholt und weggemacht.

Bewegung

Dann bin ich wieder gegangen. Hab Nachschau gehalten. Im Inneren hat es rumort. Ich hab es rausgelassen. Meine Ängste. Meine Wut. Traurigkeit. Die Verletzung. Hab mit Händen und Füßen geredet. Mit mir alleine. Die Hund haben den Kopf gehoben und kurz mal vom Frauchengehtschonwiederdakannichmalpennen hochgeschaut. Mehr war nicht.  Im ersten Moment…

Haltung annehmen

Doch dann, so ganz plötzlich, hab ich Haltung angenommen. Mich ausgerichtet. Bin stehen geblieben. Hab versucht mich zu organisieren. Da wackelt ja der Kristallluster über dem Esstisch! Und der aufgehängte Christbaum, der bewegt sich auch. OMG. Auch die anderen Lampen schwingen und die Kugeln auf dem Ast in der Vase. Sogar die uralte Messglocke, die zwischen Garderobe und Wohnbereich an der Mauer hängt, bewegt sich… Die Hundemädels schauen. Beginnen unruhig zu werden. Nehmen Haltung ein. Der Wind … klar, der Wind bringt Bewegung ins Haus. Ich schließe die Terrassentür – komisch, es ist windstill.

Will da wer was sagen?

Ich höre mein Herz laut klopfen. Nehme die äußere Unruhe wahr, die sich im pinklfrauschen Inneren spiegelt. Muss lachen, weil die Situation zu grotesk ist. Der Kristallluster schwingt noch immer. Naja, dieses Jahr hatte es auch ziemlich in sich, denk ich mir. So wie das Leben so manche groteske Situationen bereithält. Fragend schau ich immer wieder an die Decke. Will mich vergewissern, ob der Haken eh noch hält. Frage mich, ob die Beziehung zwischen Decke und Haken dieser Herausforderung gewachsen ist und den riesigen, funkelnden Lichtspender festhalten kann.

Erdbeben

Einige Stunden später lese ich, dass es ein Erdbeben war, das mich da in meinem Gehen aus der Reserve gelockt hat. Ich muss lachen … wie passend! Und ich denke an meine Frage: Will jemand etwas sagen? Und im gleichen Moment meines Gedankens bekomme ich eine Nachricht. Mit Fotos unterlegt.

Ja!

Da hat tatsächlich jemand etwas sagen wollen.. Da hat jemand JA gesagt. Da haben am 29.12. zwei Menschen zueinander JA gesagt. Haben Haltung für sich und den anderen Menschen eingenommen. Haben bekundet, dass sie ihr Gemeinsames aufrecht erhalten werden. Dieses JA beinhaltet die bedingungslose Liebe. Dieses JA zeugt von einem Gehalten-Sein, Gehalten-Werden und auch von einem Gehalten-Haben. Von einem Instand-Halten. Vielleicht auch mal von einem Vorhalten oder Enthalten. Weil auch das zum Leben gehört. Zur Reifung gehört. Teil des Mensch-Seins ist. Teil des Weges sein kann. Wenn die Verbindung eine starke ist … wenn der Haken zur Decke gehört und die Decke den Haken halten will … dann kann nicht einmal das C-Dingsbums ein JA aufhalten … und eine Herzensverbindung wird mit Stempel und Siegel geschlossen.

Ich glaub an du&ich

Dieses Schließen mag ich. Ich mag auch das bewusste Schließen alter Kapitel. Weil es keinen Sinn macht, auf dem Alten herumzutrampeln. Oder es weiterhin aufrecht halten zu wollen. Wenn es rumort, dann kommt so einiges ins Wackeln und Schwanken. Dann kommt es sichtbar und spürbar zu Änderungen. Zu Verschiebungen. Dann wird Altes abgestreift. Wie die Haut einer Schlange. Und dennoch besteht immer die Möglichkeit innezuhalten. In Liebe und Dankbarkeit nochmals hinzuschauen. Es zu betrachten. Und es stehen zu lassen. Sein zu lassen. Gut sein zu lassen. Ob es nun gut war oder nicht. Es ist vorbei. Aber das Innerste ist immer noch da. Pulsiert. Und daran glaube ich. An das ICH und an das DU, das zum neuen WIR wird.

Ein ICH+DU=WIR-GEWEBE

Den Blick auf das neue Gewebe legen. Sich mit dem neuen Gewebe auseinandersetzen. Den neuen Verbindungen Vertrauen entgegenbringen. Dem Neuen Möglichkeiten und Chancen einräumen. Raum geben. Halt bieten. Zu einem Gewebe werden, das WIR ist.

Fotoquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/dekoration-design-drinnen-entwurf-905690/



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